Woche 15 | Mit dem Defender und Dachzelt durch den Balkan

Die fünfzehnte Woche meiner Reise bricht an und ich überquere meine achte Ländergrenze. Ich habe viele Geschichten zu dem Grenzübergang am schwarzen Meer nach Georgien gehört, bei welchen Overlander 3-4 Stunden warten mussten. Somit habe ich mich früh auf die Socken gemacht um den Stau an der Grenze am frühen Morgen entgehen zu können. Als ich gegen 8 Uhr ankam konnte ich nicht erkennen wo der Grenzposten ist, da es keine Schlange gab.

Nach einer kleinen Konversation mit einem Grenzbeamten, welcher sich prompt mein Defender von innen angucken wollte, bin ich also nach zwei Minuten aus der Türkei ausgereist. Auch an der Georgischen Grenze war ich der Einzige. Das gleiche Spiel wie vor einer Minute, einmal meinen Innenausbau gezeigt und weiter geht es zum Grenzbeamten welcher meine Papiere kontrolliert.

Nach einem kleinen Missverständnis aufgrund von Sprachbarrieren habe ich den nuschelnden Grenzbeamten verstanden und konnte ihm bestätigen, dass mein Defender grün ist. Eine Versicherung habe ich vor der Einreise schon online abgeschlossen und so konnte ich mich auf den Weg nach Batumi machen. Mir sind direkt die deutlich schlechteren Straßenverhältnisse im Vergleich zur Türkei aufgefallen.

 

Die Menschen fahren wie Kraut und Rüben und nehmen keine Rücksicht auf Verluste. So wundert es mich auch nicht, dass jedem dritten Auto eine Stoßstange fehlt. Die Stadt wirkt hingegen sehr sauber und hatte eine sehr schöne Altstadt. Eine Simkarte konnte mit unbegrenzten mobilen Daten konnte ich für unschlagbare 15 Euro erwerben. Die Verkäuferin fühlte sich durch meine Anwesenheit jedoch eher gestört und hat während des ganzen Prozesses auf ihrem Handy eine Serie mit Kopfhörern weitergeguckt. Ich hatte mich den Tag davor schon mit einem Defenderfahrer verabredet, welchen ich in Bosnien und Herzegowina kennen gelernt habe. Wir haben uns kurz unterhalten und einen Plan für die nächsten Tage gemacht in den wir gemeinsam ein paar Off-road Strecken erkunden wollen. Auf Grund einer schlechten Wettervorhersage bin ich eine Stunde weiter nördlich in die Nähe von Poti gefahren um dort zwei Tage am Strand zu stehen und meine Sachen für die nächste Woche zu organisieren. Auf dem Weg habe ich noch 50 Liter Trinkwasser aus einem kleinen Brunnen gefiltert. Nach zwei Nächten am Strand haben wir uns im Regen auf den Weg nach Mestia gemacht.

 

Es ist unglaublich schön einen anderen Defender auf dem Weg vor sich oder im Rückspiegel zu sehen. Mit gefüllten Wassertanks ging es nun zum nächsten Supermarkt um Gemüse, Obst und Konserven auffüllen. Anschließend wurde noch für 1,35€ den Liter vollgetankt. Es gibt kein besseres Gefühl unterwegs als ein vollgetanktes Auto, eine gefühlte Kühlbox und noch 2 volle Wasserkanister zu haben. Somit waren wir nun autark für die nächste Woche und konnten uns ohne bedenken auf den vier Stunden langen Weg nach Mestia begeben. Mit kleinen Fotostopps zwischendurch sind wir noch im Hellen an einem kleinen Fluss umgeben von beeindruckenden Bergen an einem Stellplatz angekommen. Mit einer Sicht auf die Fünftausender um uns herum haben wir unsere warmen Motoren genutzt um uns ein gefülltes Brot mit Käse zum Abendbrot zu erhitzen. Die Temperaturen waren auf 1800 Meter deutlich kühler als noch am schwarzen Meer was bedeutete, dass ich mich wieder in eine lange Hose und vor allem warme Socken geschmissen habe bevor es mit einer Wärmflasche ins Bett ging.

 

Der nächste morgen war dementsprechend auch recht kühl mit 5 Grad und so bin ich zu einem Gletscher und er Nähe gefahren um ein bisschen wandern zu gehen.

Zwei Stunden später, wacher, fitter und wieder ein bisschen aufgetaut sind wir nach Ushguli gefahren. Das höchste Dorf im Kaukasus auf knapp 2700 Metern. Der Weg dorthin führt durch kleine Dörfer, zum großen Teil auf unbefestigter Straße entlang an steilen Hängen und durch matschige Pfützen. Die Straßen in Ushguli darf man eigentlich gar nicht Straßen nennen da es eher Trampelpfade sind. Wir haben uns auf Google Maps verlassen und wurden direkt in eine enge Straße geführt welche 10 Zentimeter breiter war als der Defender. Zum Glück kam nach 15 Metern ein Einheimischer und hat uns den richtigen Weg gezeigt, da wir sonst nicht weiter gekommen wären.

Also alles wieder ganz langsam zurück und steile Trampelpfade mit der niedrigen Untersetzung wieder hochfahren. Dafür wurden wir mit einem unglaublichen Stellplatz belohnt, welcher unter die Top 3 meiner bisher 68 Stellplätze fällt. Da Bilder mehr als 1000 Worte sagen, gibt es hier ein Vild von diesem atemberaubenden Ort.

 

Eine kalte Nacht und ein entspannter morgen später wollten wir gut gestärkte den Zagari Pass antreten. Dieser ist auf Grund von Erdrutschen und schlechtem Wetter nur von Juni bis Mitte Oktober geöffnet. Für die ersten 20 Kilometer, welche uns bis auf 2800 Meter geführt haben und uns einen Blick auf einen Berg mit der Höhe von 6200 ermöglichte, haben wir nach 5 Stunden wieder Asphalt erreicht und sind noch zwei weitere Stunden zu einem Stellplatz einem kleinen Bachlauf gefahren. Am nächsten Tag ging es nach Kutaissi um wieder Lebensmittel einzukaufen und einen kleinen Stopp auf dem Weg zu heissen Schwefelquellen zu machen.

Die Hitze macht mir nach 3 Tagen in der kalten Hochebene zu schaffen und so muss sich mein Körper innerhalb von zwei Stunden von 15 auf 35 Grad Außentemperatur umstellen. Die Schwefelquellen haben so unangenehm gerochen, dass wir unser Lager 5 Minuten weiter aufschlagen mussten. Die erste Woche in Georgien ist wie im Fluge vergangen und ich kann jetzt schon sagen, dass ich den Norden und die Dörfer im Kaukasus einmalig finde und so schnell nicht vergessen werde.