Woche 17 | Mit dem Defender und Dachzelt durch den Balkan
Wir haben Glück und das Wetter spielt mit. In dem Hochgebirge hat es aufgehört zu regnen und die Sonne kommt raus. Also machen wir uns auf dem Weg zum Abano Pass.
Damit wir den Pass fahren können müssen wir nochmal unsere Wasserkanister auffüllen und tanken. Voll beladen erreichen wir am Nachmittag nach 4 Stunden fahrt unseren Stellplatz für die Nacht.
Die ersten Kilometer des Passes haben wir schon hinter uns gebracht. Diesen waren sehr entspannten und man musste nur auf Schlaglöcher aufpassen. Am Abend haben wir über dem Feuer unsere Henkersmahlzeit zubereitet.
Es gab selber gemachte Pommes und ein Steak. Gut gestärkte ging es bei 6 Grad ins Bett um Kraft zu tanken bevor der Wecker um 7 Uhr am nächsten Tag klingelt. Wir wollten früh los fahren, da vor uns 62 Kilometer liegen und man für diese je nach Wetterbedingungen zwischen 5 und 12 Stunden braucht.
Die ersten engeren Passagen kamen auf den nächsten 5 Kilometern auf und zu. Diese waren noch recht harmlos auf ungefähr 700 Höhenmetern. Bei einem Wasserfall haben wir nach 1 1/2 Stunden das erste Mal pausiert und Fotos gemacht.
Danach wurde es immer steiler und es kamen engere Kurven auf uns zu, welche man zum Glück noch mit einem Zug geschafft hat. Auf 2.000 Metern hört die Baumgrenze auf und es hätte mich nicht gewundert wenn hinter dem nächsten Berg die Welt aufgehört hätte. Es war eine unglaubliche Kulisse und eine Natur welche ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesehen hatte. Nach dem unzähligen Kurven, bei welchen kein Gegenverkehr kommen darf sind wir bei unserem zweiten Stopp auf 2.600 Metern angekommen.
Es wurde deutlich kühler und so haben wir uns Café und Bruschetta gemacht. Frisch gestärkt haben wir die höchste Stelle des Passes mit 2.900 Metern passiert.
Dort war die Luft auf einmal sehr dünn und ich habe das erste Mal gemerkt, was dies mit meinem Körper macht. Nach 10 Minuten auf der höhe hatte ich starke Kopfschmerzen, mir war schlagartig müde und ich fühlte wie nicht sehr fit. Zum Glück ging die Straße auf der anderen Seite des Berges wieder runter und so habe ich nach einer weiteren halben Stunde einen ausgiebigen Stopp auf 2.100 Metern gemacht um mich zu erholen.
Insgesamt haben wir rund 2.000 Höhenmeter in 2 Stunden und 20 Kilometern gemacht. Wenn ich mich nicht verrechnet habe bedeutet das eine durchschnittliche Steigung von 10% und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10KM/h. Dies sind wir alles mit der Unterwerfung gefahren um die Kupplung und den Motor zu schonen.
Trotz vieler Denkmäler am Wegesrand, bei welchen teilweise auch Rücklichter oder Kindersitze lagen, fühlte ich mich zu keiner Zeit unsicher in meinem Auto. Die nächsten vier Stunden ließen sich sehr entspannt fahren und uns kamen ein paar Kuh Herden und Autos entgegen. Nach 7 1/2 Stunden Fahrt sind wir in dem kleinen Dörfchen Omalo angekommen. Als erstes gab es natürlich einen kleinen Schnaps auf den überstanden Pass. Am nächsten Tag wollten wir entspannen und uns an die Höhe gewöhnen. An diesem Tag ist mir auch aufgefallen, dass meine hintere linke Steckachse ölt.
Dort sollte eigentlich nur fett sein und kein Öl. Ich habe kurzerhand alles inspiziert und wieder zusammengebaut mit dem Ergebnis, dass ich neue Simmerringe benötige um die Achse wieder abzudichten.
Am Nachmittag sind wieder spontan zwei Stunden den Pass wieder zurück gefahren, da wir am nächsten Tag nicht die vollen 72km fahren wollten. Somit haben wir nach 20 Kilometern in einem Flussbett unser Nachtlager aufgeschlagen und noch schnell im Fluss geduscht. Der nächste Tag startete früh und kalt.
Wir haben uns wieder ins Auto geschwungen und haben den Rückweg angetreten. Dieser verlief wieder ohne Probleme. Einziges Highlight waren die Kuhherden, welche mir diesmal nicht entgegen gekommen sind sondern in die gleiche Richtung wollten. Es ist schon spannend auf einer einspurigen Straße zu fahren, welche auf der rechten Seite 600 Meter in dir tiefe geht und vor sowie neben einem Kühe sind. Eine Herde bestand ungefähr aus 40 Kühen. Durch diese habe ich mich mühsam durchgekämpft, wobei ich das ein oder andere Mal die Kühe mit der Stoßstange anschieben musst. Nach dem ich um die 200 Kühe hinter mir lassen konnte, ging es ohne Hindernisse wieder nach unten und diesmal ohne körperliche Probleme. Am Nachmittag hatten wir wieder Asphalt unter den Reifen und haben schnell einen Platz zum entspannen und regenerieren gefunden.
Ich war so erschöpft von den letzten Tagen, dass ich nach zwei Minuten in der Hängematte eingeschlafen bin und von einer Kuh aufgewacht bin, welche gegen meine Hängematte (mit mir drin) gesprungen ist. Viel ist den Abend nicht mehr passiert und am nächsten Tag ging es zu einem Ersatzteilehändler in Tiflis. Dieser war super hilfsbereit und hat uns die passenden Simmerringe sowie weitere Ersatzteile verkauft. Mit den Ersatzteilen im Gepäck ging es zu dem Hof einer Werkstatt wo ich die Achse selber reparieren wollte, da der Land Rover Mechaniker keine Zeit hatte. Das auseinandernehmen hat erstaunlich leicht und gut funktioniert, so dass ich nach 2 Stunden die neuen Simmerringe eingebaut hatte und es wieder ans zusammensetzen ging. Wie sollte es auch anders kommen, ist mir eine von sechs Schrauben des Achsstummels abgebrochen.
Leider auch so, dass ich diese nicht einfach so lösen konnte. In diesem Moment habe ich mir mein elektrisches Werkzeug aus Hamburg gewünscht. Für weitere Reisen wird auf jeden Fall ein Schlagschrauber in meinem mobilen Ersatzteillager untergebracht. Nach zwei weiteren Stunden in welchen ich probiert habe die abgebrochene Schraube zu lösen (jedoch ohne Erfolg) habe ich in der Dämmerung alles wieder zusammengebaut um am nächsten Tag erneut zum Ersatzteilehändler zu fahren, da dieser zwei weiteren Werkstätten kannte. In eine konnte ich auch fahren. Es saßen 6 Männer - zum Teil oberkörperfrei - rum und hatten augenscheinlich nichts zu tun. Ich konnte in die Werkstatt reinfahren und habe angefangen alles wieder auseinander zu bauen. Mir wurde Hilfe angeboten, doch es kannte sich keiner mit Defendern aus und so beschloss ich lieber alles selber zu machen. Nach 20 Minuten hatte ich alles wieder abgebaut, weitere zwanzig Minuten später war die kaputte Schraube draußen und wieder zwanzig Minuten später war alles wieder zusammengebaut und repariert. Ich war super erleichtert über den Erfolg und konnte auch den Übeltäter des Problems lokalisieren. Die Steckachse ist an den Stellen der Simmerringe eingelaufen. Dies kann nach langer Zeit schon mal passieren. In ganz Georgien gibt es für mein Modell kein Ersatzteil und nun probiere ich auf dem Rückweg in der Türkei ein Ersatzteil zu bekommen.
Am nächsten Tag habe ich noch alle Reifen rotiert, so dass sie sich gleichmäßiger abfahren und damit ist auch eine Woche voller Erlebnisse und Reparaturen vorüber.