Woche 4+5 | Mit dem Defender und Dachzelt durch den Balkan

Unglaublich wie die Zeit rast, gefühlt bin ich letzte Woche erst los gefahren. In Sarajevo wollte ich meine einmonatiges Jubiläum feiern und mir das erste Mal ein Airbnb nehmen.

Der Hauptgrund war jedoch, dass ich noch ein frisches T-Shirt hatte und endlich mal waschen musste. Im Airbnb angekommen, musste ich feststellen, dass in dem gesamten Gebäude geraucht wurde und mein Zimmer sehr dreckig war. Ich habe also 4h lang meine Wäsche gewaschen und habe die Unterkunft wieder verlassen um die Nacht in meinem Defender zu verbringen. Dort fühle ich mich einfach am wohlsten.

Ich bin durch super enge Gassen, welche extrem steil die Berge hochführen, im ersten Gang mit heulendem Motor hochgedüst. Am Ende wurde ich mit einem Blick auf die Stadt belohnt und stand ganz einsam auf einer Wiese in der Nähe von einem Feldweg.

 

Nach zwei Tagen in Sarajevo habe ich mich auf den Weg Richtung Mostar gemacht. Auf dem Weg habe ich noch bei einem Land Rover Teilehändler angehalten um nach einem neuen Stoßdämpfer zu gucken. Dieser hat jedoch geschlossen und es war keine Telefonnummer von dem Besitzer zu finden. Also bin ich weiter durch die Natur Bosniens nach Mostar gefahren. Gestartet war ich in Sarajevo bei 11 Grad und Regen mit aktivierter Sitzheizung.

Angekommen bin ich bei 31 Grad und Sonnenschein. Unterwegs habe ich noch an einer Tankstelle meinen Wasservorrat aufgefüllt, so dass ich Mostar nach knapp 3h erreicht habe.

Ich hatte mir den Abend zuvor schon eine Free Walking Tour von einem Local gebucht, welcher mich abends durch die Stadt geführt hat. Ich habe einen Parkplatz im Stadtkern angesteuert und ein Café mit Internet gefunden, in welchem ich den ganzen Nachmittag saß und ein paar Sachen organisiert habe. Den ganzen Tag habe ich mich schon gewundert, weshalb die Stadt so leer ist. Da kam auf einmal eine junge Frau aus Aserbaidschan zu mir und hat mich gefragt ob ich einen offenen Supermarkt kenne. Da ich gerade erst angekommen war habe ich versucht nach einem Supermarkt zu Googlen, während sie mir erzählte, dass es gerade ein Nationalfeiertag ist und so gut wie alles in der Stadt geschlossen habe. Das erklärte also auch die verlassene Stadt.

Am Abend hatte ich eine sehr spannende und informative Stadtführung über knapp 2 1/2 Stunden, wo der Guide über die Geschichte Mostars und den Jugoslawien Krieg berichtet hat.

Auf die politischen Eigenschaften werde ich nicht genauer eingehen, da ich mich dort auch nochmal in Ruhe mit auseinander setzen muss. Was mir jedoch sicher im Gedächtnis geblieben ist:

Most bedeutet Brücke und Mostar heißt Brückenwächter. Es ist also die Stadt der Brückenwächter. Nach der Tour bin ich gegen 21 Uhr auf einen Berg gefahren um, wie schon zuvor in Sarajevo, wieder mit einem Blick auf die Stadt einzuschlafen. Da die Stadt sehr klein ist und ich durch die Walking Tour einen super Einblick bekommen konnte, beschloss ich mich am nächsten Tag der Grenze zu Montenegro zu nähern. Auf dem Weg dahin, habe ich mir eine Quelle angeschaut, welche der totale Tourinap war, aber auch das weiß ich jetzt. An dem Tag habe ich viel Zeit im defender verbracht und dabei fleißig die drei ??? gehört. Diese sind für mich die perfekte Ablenkung, wenn ich mal genug von meiner Musik habe. Auf dem Weg zur Grenze bin ich an einem Spomenik vorbeigefahren.

Von diesen Denkmälern, gibt es sehr viele in Bosnien und Herzegowina. Ich habe mir 30 Minuten von der Grenze entfernt ein stilles Plätzchen gesucht und Paprika mit Aubergine angebraten. Dazu gab es Nudeln mit Tomatensoße. Am nächsten Morgen habe ich schnell meine Sachen gepackt und bin über die Grenze gefahren. Der Transitbereich führt mit einer Holzbrücke über die Taraschlucht. Nach einer weiteren unkomplizierten Einreise und einem weiteren Stempel im Reisepass bin ich entlang einer Panoramaroute nach Zabljak gefahren. Auf dem Weg habe ich für eine Stunde zwei Hitchhiker mitgenommen, welche durch den Balkan reisen und das ganze nur per Anhalter.

 

In Zabljak angekommen habe ich mir zuerst eine Simkarte gekauft, damit ich mir einen neunen Stoßdämpfer organisieren kann. Ich bin über Instagram auf Ivan aufmerksam geworden, mit welchem ich Kontakt getreten bin. Dieser ist nun dabei mit zwei neue Stoßdämpfer zu bestellen und hat mir beim Einbau seine Hilfe angeboten.

Ivan restauriert gerade einen Defender 110 300tdi und fährt als Daily Wagen einen Discovery 3, ich scheine also in guten Händen gelandet zu sein. Kaum habe ich die SIM Karte installiert und habe auf dem Parkplatz noch schnell meine Nachrichten gecheckt, kommt ein Rollerfahrer auf mich zu und macht mir verständlich, dass er mit mir reden möchte. Schnell stellt sich heraus, dass er auch einen Defender besitzt und anscheinend Probleme mit seinem Dachträger hat. Ich bin ihm also kurzer Hand 2 Minuten hinterhergefahren, bevor wir auf sein Grundstück gebogen sind und ich seinen Defender mit nur 30.000km begutachten konnte. Nach einem kurzen Austausch habe ich, mittlerweile schon ganz routiniert, meinen Innenausbau gezeigt und ein paar Geschichten dazu erzählt. Nach einem netten Austausch bin ich weiter in einen Nationalpark gefahren. Kurz vor den Toren hat ein Ranger Eintritt kassiert.

 

Ich wollte mich versichern, dass ich mit meinem Auto dort runterfahren kann und bekam darauf die Antwort: „This is Not a car, this is a Jeep, you can go“ und mit diesen Worten ging es für 1 1/2 Stunden mit gesperrtem Differenzial und der Untersetzung steile Serpentinen mit großen Schlaglöchern in ausgewaschenen Gravelroads runter bis zum Flussbett. Der Platz am Flussbett war so schön, dass ich beschloss eine Nacht dort zu bleiben.

Nach einer sehr kalten Nacht mit 5 Grad Celsius bin ich nächsten morgen in den noch kälteren Fluss gesprungen und habe mich schnell geduscht. Wach und erfrischt bin ich langsam den Berg wieder raufgefahren. Oben angekommen habe ich mein Off-road Navi gestart, da ich mir eine Offroadstrecke von Zabljak nach Mojkovac ausgesucht hatte. Nach 10KM verließ ich die asphaltierte Straße und konnte ganz entspannt mit 30kmh über Schotterwege fahren. Doch damit sollte es schnell vorbei sein.

 

Ich sah vor mir den ersten steileren Anstieg, auf welchem sich ein 4x4 Sprinter versuchte. Oben angekommen haben wir uns kurz ausgetauscht und sie sind die einfachere Strecke weiter gefahren, während ich ganz ungewollt den technisch anspruchsvolleren Weg genommen habe. Nach ungefähr 30 Minuten ist mir dann auch der zweite Stoßdämpfer hinten gebrochen. Ich bin also nur noch durch die Gegend gehüpft. Ich bin 3 Stunden lang durch atemberaubende Landschaften gefahren und hatte dabei weder Handyempfang, noch habe ich andere Menschen gesehen.

In solchen Momenten darf man sich keine Gedanken darüber machen, dass man eine Panne haben könnte. Nach 30km ist mir dann das erste mal ein kleiner Lada begegnet. Nach zwei wenigeren Stunden erstreckte sich das erste kleine Dorf mit vielen Kühen und Ziegen vor mir. Ich war beruhigt langsam wieder in die Zivilisation zu kommen und eine halbe Stunde später hatte ich auch wieder Handyempfang. Ich war mental sehr erschöpft nach der anstrengend Tour und so habe ich nach 60km in 6 Stunden mein Lager für die Nacht aufgeschlagen und bin nach einem Glas Rotwein direkt eingeschlafen. Für den nächsten Tag hatte ich mich mit Ivan in Podgorica für eine Tasse Kaffee verabredet. In seiner Mittagspause haben wir einen Espresso getrunken und er hat mir einen Kumpel von sich vorgestellt welcher auch einen Defender fährt. Als ich die beiden nach einem lokalen Supermarkt fragte, haben sie mir erzählt, dass die nächsten zwei Tage in Montenegro nationale Feiertage sind. Die Feiertage verfolgen mich langsam auf der Reise. Mit einer leeren Kühlbox musste ich also die nächsten zwei Tage improvisieren und war sehr froh noch eine kleine Pekara auf dem Weg zum Ostrog Kloster zu finden.

 

Mit Burek, einem Schoko-Croissant und einem Laib Brot im

Gepäck habe ich mir das Kloster angeschaut, welches in den Berg hineingebaut wurde. Ein sehr beeindruckendes architektonisches Meisterwerk. Den Tag darauf bin ich der M6 Richtung Kotor gefolgt und habe dort einen Tag in der Bucht verbracht. So geht eine Woche auch schon wieder um. Sobald der Defender (Bruno) neue Stoßdämpfer hat, stützen wir uns ins Abenteuer Albanien.