Woche 6 | Mit dem Defender und Dachzelt durch den Balkan
Egal wo man in Montenegro hinfahren möchte es dauert in der Regel 1,5 - 2 Stunden. Am Morgen habe ich in Kotor mein Dachzelt wieder zusammengebaut und für den Weg bereit gemacht.
Das verstauen geht immer schneller und ist schon zu einer richtigen Routine geworden. Nach einer zwei stündigen Fahrt in welcher ich wieder mit meinen gebrochenen Stoßdämpfern wie ein Trampolin durch die Gegend gesprungen bin, habe ich einen kleinen Strand in der Nähe von Bar gefunden.
Er ist direkt neben einer riesigen Hotelanlage welche nie fertig gestellt wurde. Als ich bereits vor drei Jahren in Montenegro war, ist mir diese unfertige Hotelanlage bereist aufgefallen. Direkt am Wasser war ein großer Parkplatz, wo ich mich in eine Ecke gestellt habe und mir meinen kleinen Outdoor Bereich aufgebaut habe.
Wer braucht schon einen Liegestuhl mit Sonnenschirm für 25€ den Tag am Strand, wenn man seine eigene Markise dabei hat.
Ich habe also wild romantisch direkt an der Wasserfront meine Markise aufgebaut und habe es mir am Auto gemütlich gemacht. Der riesen Vorteil ist auch, dass ich direkt bei meiner Kühlbox war, kochen konnte und immer kalte Getränke direkt bei mir hatte.
Am Abend kamen wieder viele Leute vorbei, welche sich den Defender und den Ausbau anschauen wollten. Die erste Frage lautet immer, ob ich alleine Reise. Die Reaktionen auf meine Antwort sind in der Regel auch immer gleich, zu erst können die Leute es nicht glauben, dann kommt die Frage ob ich keine Angst hätte alleine zu reisen und dann werde ich gefragt was ich denn die ganze Zeit mache.
Spät am Abend hatte ich den Parkplatz dann ganz für mich und ich habe es mir im Defender gemütlich gemacht, da es am Abend zu stark geweht hat für das Dachzelt. Der nächste Morgen startete mit einem schönen Lauf an der Küste und einer abschließenden Abkühlung im Meer. Gegen 11 Uhr kamen die ersten Menschen an den kleinen Strand und ich begann meine Sachen zu packen, da ich mir unbedingt noch den Strand in der Nähe von Ulcinj ansehen wollte.
Der Strand liegt direkt fast direkt an der albanischen Grenze und ist der erste Sandstrand, welchen ich auf der Reise gesehen habe. An dem sehr langen Strandabschnitt haben sich viele Kitecenter und Beachbars niedergelassen, welche alle laut Musik spielen. Dementsprechend war mein Auswahlkriterium für den richtige Strandabschnitt, dass ein Kitecenter gute Musik spielt. Das habe ich auch schnell gefunden, mich davor gelegt und den ruhigen Tag genossen. Am Abend stand ich direkt hinter einer Düne vor zwei Beachbars. Ich hatte nicht bedacht, dass diese am Samstagabend vielleicht ein bisschen länger laut Musik spielen.
So bin ich mit Ohropax ins Dachzelt geklettert und konnte um 12 Uhr endlich einschlafen. Doch eine ruhige Nacht, wäre zu langweilig gewesen. Um 2 Uhr beschloss die eine Beachbar, dass sie unbedingt lauter als ihr Nachbar sein müsse und hat mit hardcore Techno bis um 6 Uhr morgen die Boxen voll aufgedreht. Den verloren Schlaf der Nacht habe ich den Tag über am Strand wieder nachgeholt. Da ich keinen Zeitdruck habe und nicht fit sein musste am nächsten Tag habe ich alles sehr entspannt und mit Humor genommen. Am Montag war dann der Tag der Tage.
Meine neuen Stoßdämpfer sind endlich beim Händler angekommen. Bevor ich mit Ivan an meinem Defender gebastelt habe, bin ich noch schnell in eine Waschanlage gefahren und habe den Defender von dem Dreck der letzten 5 Wochen befreit. Sauber und glänzend ging es dann zu Ivan, wo ich von drei Serien zwei Range Rover Classics zwei Discovery’s und vier Freelandern begrüßt wurde. Zusammengefasst war es ein Land Rover Heaven. Ivan kennt wirklich jede Schraube an einem Defender und restauriert sich gerade einen defender, welchen er früher bei der Polizei gefahren ist. Wir konnten viele kleine Dinge an meinem defender reparieren und haben den Unterfahrschutz der Lenkstange entfernt, da dieser geschliffen hat. Auch am Lenkkopf hat Ivan im Handumdrehen ein Gelenk erneuert, welches ich glücklicherweise in meinem Ersatzteillager auf dem Dach dabei hatte. Abends hat er mir noch mit einem Kumpel die Innenstadt gezeigt und wir haben bei einem Bier über dieses spannende Land geredet, welches eine unglaublich abwechslungsreiche Natur bietet. In der Stadt Podgorica ist es sehr schwierig einen Stellplatz für die Nacht zu finden, so habe ich mich entscheiden schon mal in die Nähe der Grenze zu Albanien zu fahren um dort zu übernachten.
Die Fahrt zu dem Platz, war ein ganz neues Erlebnis. Der Defender fuhr sich noch nie so gut. Die Stoßdämpfer erfüllen ihren Job und leichter lenken lässt es sich auch. Ich versuche mir und er Regel einen Schlafplatz zu suchen, so lange die Sonne noch scheint. So kann ich in Ruhe die Gegend erkunden und mein kleines Nachtlager aufbauen. Da es mittlerweile 11 Uhr abends war, hat nur noch der Mond ein wenig Licht gespendet. Es war also die perfekte Zeit um auf dem Weg meine Lightbar einzuschalten.
Mich haut die Leuchtkraft jedes Mal wieder um. Ich kann auf Knopfdruck die Nacht zum Tag machen. Der Stellplatz war schnell gefunden und das Dachzelt aufgebaut. Aufgeweckt wurde ich morgen um 6Uhr von einem Polizeiboot, welches 5 Meter entfernt von meinem Platz, am Skadarsko See, am Ufer angelegten. Ich habe meinen Kopf aus dem Dachzelt gesteckt, sie freundlich begrüßt, aber keine Reaktion erhalten. 10 Minuten später kam ein Polizeiauto von dem Weg, welchen ich am Abend zuvor gefahren bin. Die Polizisten hatten offenbar Schichtwechsel und mich hat niemand beachtet. Nachdem die Luft rein war, habe ich mein Auto aufgeräumt, Zähne geputzt und im Navi das Ziel Thet in Albanien eingegeben.
Ich räume mein Auto vor jeder Grenzübefahrt auf und versuche, dass es von innen so sauber wie möglich aussieht. Auch diese Grenze war super entspannt, es hat keine zwei Minuten gedauert und ich bin auf den Straßen Albaniens gerollt. Keine fünf Minuten später sehe ich den ersten Defender am Straßenrand, welcher der der albanischen Polizei gehörte. Doch leider ist nicht jeder Polizeiwagen in Albanien ein Defender, so hatte ich einen VW Transporter auf einer Schnellstraße vor mir. Dieser fuhr jedoch nur 40 bei erlaubten 80kmh, nach dem ich eine Weile mit mir selber diskutierte beschloss ich diesen einfach zu überholen und guckte gespannt in den Rückspiegel.
Doch es kam kein Blaulicht und nichts, somit bin ich weiter die Schnellstraße ins nächste Dörfchen gefahren und habe mich als erstes um eine Sim Karte gekümmert. Meint einer SIM Karte im Gepäck bin ich in Richtung Theth aufgebrochen.
Ich habe schon von Reisenden zuvor gehört, dass eine Strecke nach Thet bereits asphaltiert worden sei. Total überrascht von der guten Straßenqualität habe ich nur knapp zwei Stunden gebraucht bis ich an dem ersten Stellplatz in Theth angekommen war. Der große Vorteil an Albanien ist, dass wildcampen hier noch legal ist. Nicht wie in den meisten Ländern, wo es aktuell noch geduldet wird aber eigentlich verboten ist. Direkt an einem kleinen Bach habe ich schon gegen Mittag mein Lager aufgebaut und mich von den letzten Tagen erholt. Am Abend kamen dann noch 6 weitere Off-road Fahrzeuge dazu. Der Platz war also nicht so geheim, wie ich dachte. Nach einer sehr stürmischen Nacht habe ich morgens direkt alles wieder zusammengebaut, um ein Stück weiter zu fahren. Als ich gerade eingestiegen war, kam ein albanischer Hirte auf mich zu.
Er begrüßte mich mit den Worten German German und gab mir die Hand.
Nach kurzer Zeit habe ich verstanden, dass er mir meine Stirnlampe abkaufen wollte. Da ich diese aber selber brauche und täglich benutze musste ich sein Angebot leider ablehnen und habe ihm mit Google Übersetzer die Situation erklärt. Danach habe ich ihm noch mein Auto gezeigt, er hat mich in den Arm genommen, mir auf die Schulter geklopft und ist zum nächsten Camper gegangen.
Dann habe ich nochmal in Ruhe mein Navi eingestellt, mich sortiert und bin dann los gefahren. Doch ich kam keine zwei Minuten weit, da stand der Hirte mitten auf der Straße mit zwei großen Säcken. Ich fuhr langsam auf ihn zu, er ging direkt vor mein Auto auf die Beifahrer Seite und wollte die Tür öffnen. Diese war noch verschlossen und ich öffnete ihm die Tür um mich zu erkundigen, was er wollte. Da hatte er schon seine Sachen in mein Auto geworfen und ist eingestiegen. Mit der Hand hat er eine Bewegung nach geradeaus gemacht und dann sind wir los gefahren.
Ohne was zu sagen, hat er mich angegrinst und nach 5 Minuten auf den Bogen gezeigt. Das sollte mir wohl signalisieren, dass er raus möchte. Er hat mir die Hand gegeben nochmal German gesagt und hat dann seine Sachen genommen und ist gegangen.
Kurze Zeit später habe ich mein Ziel erreicht und den gesamten Tag in dem ausgetrockneten Flussbett verbracht. Am Abend bekam ich erneut Besuch und wer sollte es auch anders sein, als der freundliche Hirte vom Morgen. Er begrüßte mich wieder mit den Worten German und schüttelte mir kräftig meine Hand. Ich habe ihm mit meinen Händen versucht zu erklären, wie schön ich sein Land finde und dass ich heute bereits in dem kalten Fluss eine Runde baden war. Das fand er augenscheinlich sehr toll und ist zu kurzer Hand weiter zu anderen Campern gezogen, welche sich 200 Meter entfernt hingestellt hatten. Seiner Handsprache nach zu urteilen, wollte er von ihnen Geld eintreiben. Es hatte sich also gelohnt, dass ich ihn am Morgen ein kleines Stück mitgenommen hatte. Beim Zähne putzen sind noch Ziegen und Schafe vorbeigekommen und haben nach dem Rechten geschaut.
Nächsten morgen bin ich mit voller Energie aufgewacht und bin schon um halb acht zu dem Blue Eye im Theth Nationalpark aufgebrochen. Im Sommer ist recht wenig Wasser vorhanden, doch es ist trotzdem einen Besuch wert und unglaublich schön anzusehen. Nach einer Stunde habe ich den Rückweg angetreten, da für den Tag geplant war eine Offroadstrecke zurück nach Shkodra zu nehmen. Es ist super spannend durch enge Schotterwege zu fahren und an kleinen Häusern und Dörfern vorbei zukommen. So habe ich das Gefühl einen viel besseren Einblick in das Leben der Einheimischen zu bekommen. Es wirkt alles unangetastet und über den gesamten Tag sind mir nur vier Autos begegnet.
Der Weg hat mir wieder gezeigt, was der Defender alles kann. Es ist ein off-road Monster. Gefühlt gibt es keine Strecke, welche er nicht fahren kann. Es würde nur an meinem fahrerischen Talent scheitern. Mit gesperrten Differential und im dritten Gang der Untersetzung ging es also über Stock und Stein. Nach vier Stunden voller Konzentration bei 40 Grad war ich platt und habe mir einen Platz für die Nacht in mitten der Berge gesucht.