Woche 7 | Mit dem Defender und Dachzelt durch den Balkan
Am nächsten Morgen bin ich mit einem unglaublichen Blick auf die Berge aufgewacht. Ich hatte noch zwei Stunden Off-Road Strecke vor mir bevor ich wieder asphaltierte Straßen sehen sollte.
Das letzte Stück der Strecke war sehr angenehm und leicht zu fahren, es gab keine schwierigen Passagen, welche eine hohe Konzentration gefordert haben, so konnte ich die kleinen Straßen umso mehr genießen und öfter mal einen Blick in die Landschaft werfen.
Nachdem ich wieder Asphalt erreicht hatte, hieß es für mich den Kompressor rauszuholen und alle Reifen wieder aufzupumpen. Mit meinem Kompressor von T-Max, welcher 160 Liter die Minute pumpen kann, ging dies in 15 Minuten. Aufgrund meines Reisegewichts pumpe ich dir Reifen hinten auf 3.2 und vorne auf 3 Bar auf. Nach zwei Tagen off-road Strecken freuen sich die Ohren sehr über die Ruhe von asphaltierten Straßen.
Auf dem Weg in die Stadt Shkodra, bin ich an vielen alten Bauernhütten und kleinen Häusern vorbeigekommen. Sobald ich kleine Kinder an Straßenrand sehe winke ich ganz fröhlich. Es ist so schön zu sehen, wie sich die Kinder freuen und verschmitzt zurück winken. Das ist mir in Albanien besonders aufgefallen.
In Shkodra angekommen wurde ich von der Hitze erschlagen, weshalb ich mich direkt in die Richtung des Koman Rivers begeben habe. Die erste Nacht habe ich auf einer Farm verbracht, auf welcher man umsonst Campen kann. Die Besitzer freuen sich jedoch wenn man im Restaurant essen geht und das habe ich auch getan. Ich habe ein traditionelles Albanisches Gericht mit Ziegen Fleische genommen, welches super lecker geschmeckt hat. Leider habe ich den Namen vom Gericht schon wieder vergessen.
Sollte er mir noch wieder einfallen, werde ich ihn natürlich nachreichen. In der Nacht sind Pferde und Hunde um mein Dachzelt geschlichen und pünktlich zum Sonnenaufgang hat der Hahn auf sich aufmerksam gemacht. Die nächsten zwei Tage ist nicht viel passiert, da ich sehr erschlagen bin der Hitze war und ich zwei Ruhetage eingelegt habe. Nach drei vollen Tagen in der Gegend fühlte ich mich wieder fit für die Straße und neue Abenteuer.
Mit einem aufgeräumten Auto bin ich in den Süden zu den Stränden gefahren. Auf dem Weg habe ich durch Zufall vor einer Werkstatt den selbenpo gelben VW Bus gesehen, welcher mir schon häufiger in Kroatien und Bosnien begegnet ist. Zu meinem Erstaunen sind die Schnellstraßen in Albanien sehr gut ausgebaut, so dass ich ganz entspannt nach drei Stunden fahrt die Stadt Berat erreichte.
Die Stadt der 1000 Fenster habe ich mir für ein paar Stunden zu Fuß angeguckt. Die Stadt ist um einen Fluss rum erbaut und beeindruckt durch viele kleine weiße Häuser mit braunen Fensterrahmen. Am nächsten Tag hatte Bruno das Verlangen endlich wieder eine Offroadstrecke zu erkunden. Bis nach Gjirokastra sollte es 3 Stunden dauern.
Die erste Hälfte hatte wunderschöne Straßen, welche durch Olivenhain führte und man auf dem Kam eines Berges gefahren ist. Dann hat mich Google Maps auf einmal eine sehr enge und steile Straße langgeführt, welche mir so aussah, als sei sie lange nicht mehr befahren worden. Die Äste ragen auf den Weg und für war kaum breiter als der defender. Nach fünf Minuten gab es nach einer sehr engen Kurve kein Zurück mehr.
Ich hoffte, dass die kleine Straße schnell wieder in eine größere mündete, was auch der Fall sein sollte. Doch zuvor hatte ein Erdrutsch die gesamte Fahrbahn mit einem 1,20 Meter hohen Hügel versperrte. Dieser bestand aus großen Steinen und viel Erde. Dieser Hügel musste schon Jahre dort liegen. Da ich nicht mehr zurückfahren konnte gab es nur eine Möglichkeit…. den Spaten ausklappen und buddeln. Wie sollte es auch anders sein, war das timing nicht auf meiner Seite und es war punkt 12 Uhr. Die Mittagssonne knallte mir bei 40 Grad auf den Kopf und ich fing an zu schaufeln. Es waren sehr lange und anstrengende zwei Stunden in denen ich den Hügel in der prallen Sonne abgetragen habe.
Doch danach kam das Nervenaufreibendste, ich muss nun über einen schmalen Streifen, welchen ich zuvor freigeschaufelt hatte fahren. Auf der linken Seite ging es fünf Zentimeter neben meinem Reifen ungefähr 7 Meter in die Tiefe. Ich musste also sehr präzise fahren. Schweißgebadet und mit purer Erleichterung bin ich auf der anderen Seite angekommen. Ich wollte gerade aussteigen und meine Sandbleche wieder einsammeln, da sehe ich zwei ältere Männer auf mich zu schlendern. Natürlich konnte keiner von ihnen englisch, sie haben mich jedoch sehr verdutzt angeschaut und den abgetragenen Hügel begutachtet. Danach haben sie etwas mit Kaffee gesagt und ich habe mit einem Nicken Yes gesagt.
Die beiden haben kurzerhand meine Beifahrertür aufgemacht und haben meine Sachen von Beifahrersitz nach hinten geworfen. Einer hat sich auf die Mittelkonsole gesetzt und der andere auf den Sitz. Ich hatte keine Ahnung wie lange wir fahren und wohin, doch nach fünf Minuten sind wir an einem kleinen Haus angekommen mit einem sehr gepflegten Garten.
Ich wurde gründlich mit einem Gartenschlauch abgespült, da ich durchgeschwitzt, voller Erde und Dreck war. Auch eine richtige Dusche wurde mir angeboten, aber die Abkühlung reichte mir schon.
Danach haben wir uns auf die Veranda gesetzt und die Frau des einen Hirten hat Espressi und Raki mitgebracht. Ich habe noch nie einen so leckeren Espresso getrunken, vor allem die Kombi mit Raki war in dem Moment unschlagbar. Die Kommunikation mit den beiden war nicht leicht, aber dann Google Übersetzer konnten wir uns ein bisschen austauschen.
Mit dem älteren Mann habe ich bei jedem Schluck Raki angestoßen und er hat sich sehr darüber gefreut. Wenn ich es richtig verstanden habe, hat er den Raki selber gebrannt. Voller Energie und bereit endlich wieder asphaltierte Straßen zu fahren, habe ich mich mehrfach für die Gastfreundschaft bedankt und selbstverständlich auch auf Facebook vernetzt.
Falls ich jemals Probleme in Albanien haben sollte, kann ich mich bei Facebook immer bei ihm melden. In Gjirokastra angekommen habe ich mich mit einem Byrek und Baklava aus einer Bakery gestärkt und bin kurz durch die kleine Altstadt geschlendert. Auch ein kleines Andenken hat es mit in den Defender geschafft, ein neuer Teppich für den Kofferraum.
Da ich in der Stadt keinen guten Stellplatz gefunden habe, bin ich noch weiter zum Blue Eye im Süden Albaniens gefahren. Dort angekommen habe ich einen ruhigen Platz an einem kleinen Bach gefunden, von welchem aus ich zu Fuß das Blue Eye erreichen konnte. Während ich mir mein Abendbrot gekocht habe, kam ein alter Einheimischer zu mir und wollte Batterien für seine Lampe haben. Ich wollte ihm meine letzten Doppel A Batterien geben, doch er brauchte AAA Batterien.
Ein großes Interesse an mir hat er nicht gezeigt, jedoch mochte er wohl meine Anwesenheit, so dass er sich einen halben Meter von meinem Auto entfernt auf einen Stein gesessen hat und sich in den nächsten 15 Minuten eine Broschüre vom Blue eye durchgelesen und sich dabei 250 ML Raki reingezöllt hat. Nach einer halben Stunde hat er weitere Camper entdeckt, bei denen er sein Glück probiert hat.
Bei dem Blue Eye im Süden kann man sehen, wie das Wasser aus dem Boden sprudelt. Die blaue Farbe ist sehr beeindruckend und sollte bei einem Besuch in Albanien nicht ausgelassen werden. Da ich in Albanien nun die ein oder andere off-road Strecke gefahren bin und sehr viel Natur gesehen habe, zieht es mich allmählich an die Küste.
Knapp zwei Stunden entfernt vom Blue Eye habe ich einen traumhaften Stellplatz direkt an der Küste, mit einer kleinen Bucht, gefunden. Da man zu diesem Ort nur mit einem Off-road Auto kommen kann, waren hier die letzten drei Tage auch kaum Touristen. An den Abenden hatte ich einen tollen Block auf die Milchstrasse und habe viele Sternschnuppen gesehen. Damit geht wieder eine Woche rum, in welcher ich viel erlebt habe und sehr dankbar bin, dass ich diese Reise machen kann.